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ÖGK plant Selbstbehalte für Patienten: Krankentransporte, MRT und mehr ist betroffen

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) steht vor einer großen finanziellen Herausforderung

Bildnachweis: Orf Wien. orf.at
Bildnachweis: Orf Wien. orf.at

Mit einem prognostizierten Defizit von 900 Millionen Euro muss sie umfangreiche Sparmaßnahmen umsetzen. Ziel ist es, das Minus bis Ende 2025 auf rund 250 Millionen Euro zu reduzieren und 2026 wieder eine schwarze Null zu erreichen. Dafür wurden am Dienstag im Verwaltungsrat und bei der Hauptversammlung weitreichende Beschlüsse gefasst, die auch Patientinnen und Patienten betreffen.


Selbstbehalte bei Krankentransporten und Fahrtendiensten


Ab 1. Juli 2025 werden für „nicht zeitkritische“ Krankentransporte neue Selbstbehalte eingeführt. Für Krankenbeförderungen ist ein Kostenanteil in Höhe der einfachen Rezeptgebühr von derzeit 7,55 Euro vorgesehen, für Krankentransporte sogar die doppelte Rezeptgebühr, also rund 15 Euro. Diese Regelung gilt bis zur 28. Fahrt, danach sind weitere Transporte wie bisher kostenfrei. Ausgenommen bleiben Fahrten in Notfällen sowie zu Krebstherapien oder Dialysebehandlungen. Insgesamt sollen rund 1,5 Millionen Transporte betroffen sein, was der ÖGK Einsparungen von knapp 19,2 Millionen Euro bringen soll.


Genehmigungspflicht für MRT, CT und Physiotherapie


Ein weiterer zentraler Punkt ist die Wiedereinführung einer Bewilligungspflicht für bildgebende Untersuchungen wie MRT und CT, die ab 1. Juli 2025 gelten soll. Ziel ist es, das „Zuweisungsverhalten“ zu optimieren und den hohen Andrang zu drosseln. Österreich ist bei MRT-Untersuchungen im internationalen Vergleich Spitzenreiter, was als Überversorgung gilt. Teilweise soll diese Genehmigungspflicht auch für Physiotherapie wieder eingeführt werden. Das Verfahren soll elektronisch und unkompliziert ablaufen, ähnlich der früheren Chefarzt-Pflicht. Man erhofft sich dadurch auch eine Verkürzung der Wartezeiten.


Erhöhung der Eigenkosten bei orthopädischen Maßschuhen und Einschränkungen bei Laboruntersuchungen


Der Selbstbehalt für orthopädische Maßschuhe wird von aktuell 58,14 Euro auf 75 Euro pro Paar angehoben. Pro Versicherten wird weiterhin nur ein Paar pro Jahr übernommen. Zudem soll die Bestimmung des Vitamin-D-Werts nur noch bei klarer medizinischer Notwendigkeit von der ÖGK bezahlt werden. Diese Maßnahme soll jährlich rund 14 Millionen Euro einsparen. Weitere Vorsorgeuntersuchungen wie Prostata-Screening oder Muttermal-Kontrollen werden derzeit wissenschaftlich überprüft und könnten künftig angepasst werden.


Einsparungen im eigenen Haus und Forderungen an Ärzte


Neben den Patienteneinschnitten plant die ÖGK auch interne Sparmaßnahmen: Von den erwarteten 170 Pensionierungen im Jahr 2025 sollen nur 84 Stellen nachbesetzt werden, also jede zweite wegfallen. Außerdem soll die Zahl der Leasing-Arbeitskräfte reduziert und Verwaltungsflächen verkleinert werden.

ÖGK-Chef Peter McDonald erwartet auch von den Ärzten einen „fairen Beitrag“ zur Konsolidierung. So wurde beschlossen, dass die Honorare der Mediziner nicht stärker steigen dürfen als die Beiträge, was aktuell etwa vier Prozent entspricht.


Kritik von Ärztekammer und Ausblick


Die Ärztekammer Wien kritisiert die Sparpläne scharf und warnt vor einer „Tot-Sparerei“ des Gesundheitssystems. Sie sieht durch die Maßnahmen längere Wartezeiten, mehr Druck auf Ärztinnen und Ärzte sowie Aufnahmestopps für Patienten. Die konkrete Ausgestaltung der Genehmigungspflicht für MRT, CT und Physiotherapie sei noch unklar, was Unsicherheit schaffe.

Die ÖGK betont hingegen, dass die Maßnahmen notwendig sind, um den Zugang zu Spitzenmedizin auf E-Card langfristig zu sichern und Fehlanreize sowie Überversorgungen zu reduzieren.


Fazit: Die ÖGK führt ab Juli 2025 neue Selbstbehalte für Krankentransporte ein, erhöht Eigenkosten bei orthopädischen Hilfsmitteln und führt eine Genehmigungspflicht für MRT, CT und Physiotherapie ein. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Sparpakets, um das Defizit zu verringern. Patienten sollten sich auf zusätzliche Kosten und mögliche Wartezeiten einstellen, während die Diskussion um die Ausgestaltung der Maßnahmen weitergeht.

Dieser Artikel fasst die wichtigsten Inhalte des ÖGK-Sparpakets zusammen und informiert über die Auswirkungen auf Patienten und das Gesundheitssystem.

 
 
 

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